Freitag - 11 01 2019
Spielen, entwickeln, forschen
Entwickeln, Erforschen und Spielen
Worüber ein Künstler viel berichten kann, ist sein eigener Schaffensprozess. Er bildet die Reise mit all den Aufbrüchen, Zwischenstopps und Ausblicken. In dem Produkt sind alle Erfahrungen gespeichert und für den Betrachter abrufbar in Form eines beglückenden Seherlebnisses.
Meine Texte sind Reiseberichte, die inspirieren sollen, die Welt auf die eigene Art neu zu entdecken.
Kürzlich stand ich mit einem 6 jährigen Kind und dessen Mutter vor einem meiner großen abstrakten Bilder, das noch in Arbeit war. „Was ist das?“ fragte das Kind. Die Mutter lächelte in dem Wissen, die Neugier des Kindes nicht mit irgendwelchen hochtrabenden Ausführungen erreichen zu können. Dann sagte sie: „In dem Bild geht es um das Entwickeln.“ Ich schaute bange auf das Kind, ob es wohl etwas mit dieser vagen Aussage anfangen könne. Umso überraschter sah ich, dass sein Gesicht aufleuchtete im Verstehen und es strahlend hinzufügte: „Erforschen!“ Dabei leuchtete mein Gesicht auf und ich setzte noch „Spielen!“ hinzu.
Ich fühlte mich total verstanden!
Ich begrüße diese neue Arbeitshaltung, die das Entwickeln, das Erforschen und das Spielen zur Grundlage hat. Durch sie wird eine aufgeschlossene Geisteshaltung begünstigt, die das Entdecken der inneren und äußeren Welten vorurteilsfrei zulässt. Dann gibt es keine Stilfragen, sondern nur neue Arbeitshypothesen, die wie offenen Fragen sind. Wenn man sich als Künstler ein Repertoire an Ausdrucksformen angeeignet hat, kann man damit spielen und erforschen, mit welcher Form man gehen will.
Anstatt zu fragen „Was ist mein Stil?“ frage ich mich eher: “ Ich schaue mal was passiert, wenn ich diesen Weg entlang gehe.
Ich zeige das am Beispiel von einem Motiv, das ich auf unterschiedliche Art und Weise erfasse. Alle Bilder sind im Prozess.
Das erste zeigt in klaren gesättigten Farben die Grundverteilung der Formen ohne auf die Kanten zu achten. Die Formen sind eher fleckhaft gedacht.
Das zweite zeigt die Fortführung der vollfarbigen Übersetzung des Motivs.
Das dritte Bild leite ich aus einer Tonwertstudie ab.
Wenn man an einem Motiv arbeitet und die malerische Interpretation verändert, gleicht das beinahe einer wissenschaftlichen Studie. Man hat eine Konstante und spielt mit den Variablen.