Schneller lernen

Vor kurzem habe ich meine ersten Videos angeschaut, die ich 2019 gemacht habe.

Urgh! Du kennst das vielleicht, wenn du alte Fotos von dir anschaust, dass dann so ein Gefühl der Peinlichkeit in dir aufsteigt. Du siehst eine zurückliegende Version von dir selbt.

So geht es mir auch, wenn ich Bilder anschaue, die ich vor vielen Jahren gemacht habe. Viele haben im Familienbesitz überdauert und schmücken immer noch die Wände bei meiner Familie. Ich bin mir sicher, dass ich damals mein Bestes gegeben habe und dass ich bis zu den Grenzen meiner Möglichkeiten gegangen bin.

Wenn ich von einem Jahr aufgehört hätte, Videos aufzunehmen, wäre ich nicht da, wo ich heute bin.

Diese Haltung habe ich „Schneller scheitern“ getauft. Diese Alliteration habe ich aus dem  Englischen übersetzt, wo es „Fail faster“ heißt.

Das war echt ein Augenöffner für mich.

Wie so oft kommt Fortschritt mit einer leichten Veränderung der Einstellung!

Das „Schneller Scheitern“ war nicht defätistisch oder selbstironisch gemeint.

Es heißt nicht resigniert: Ich scheitere ja sowieso, das bringt doch nichts. Da fange ich erst gar nicht an.

Ganz im Gegenteil: Es ist eine nüchterne Feststellung, dass Scheitern dazugehört, wenn man etwas Neues lernt. Und je schneller man damit anfängt, desto schneller lernt man.

Es taucht ja auch immer wieder dieser Satz auf, das wer nicht scheitert, nicht lernt.

Wenn ich heute auf meine Arbeit schaue und mich mit anderen Künstlern vergleiche, droht mir dieselbe K.O. Keule. Ich sehe, wie weit ich noch entfernt davon bin und fühle mich sofort entmutigt. Doch wir fühlen uns nur entmutigt, weil wir den ganzen Abstand sehen zwischen dem ersehnten Ziel und dem Istzustand.

Wir werden emotional und denken: Das schaffe ich nie! Und schwupp! entsteht daraus ein Gefühl der Niedergeschlagenheit.

Dass ich mir beim Malen oft selbst im Weg stehe, war mir schon lange klar, aber ich wusste nicht, wie ich das ändern sollte.

Alles ist Mindset. Umdenken. In eine andere Richtung denken.

Schneller scheitern hebelt unsere perfektionistischen Phantasien aus und deklariert: Nimm es an, du wirst schlechte Bilder malen, langweilige Videos drehen und unvorteilhaft vor der Kamera aussehen. So what! Na und!

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