Siebzehn Jahr blondes Haar
Meine Mutter sammelte früher Stoffe und daraus nähte sie uns bis in unsere Jugend hinein
unsere Kleidung. Es wurde nichts weggeschmissen, alles wurde weiterverarbeitet.
Die ganz alten Dinger wurden „entkernt“ wie ein altes Haus:
Reissverschlüsse wurden rausgetrennt und Knöpfe abgeschnitten. Alte Jeanshosen wurden für später als Flickenmaterial aufbewahrt. Irgendwann hat sie das Patchwork entdeckt und konnte in diesen freien Arbeiten ihre Kreativität ausleben. Beim Patchwork ist es eigentlich wie bei der abstrakten Kunst. Man arbeitet mit Farbflächen und lässt Muster aus verschiedenfarbigen Flächen entstehen.
Ich mache auch eine Art Patchwork, wenn ich mit Collage arbeite. Meine Sammelleidenschaft sind Papiere.
Jedes Papier trägt eine Erinnerung. Von manchen Papieren kann ich Geschichten erzählen wie meine Mutter die Geschichte des jeweiligen Stoffes erzählte. Sie kann anhand der Stoffe sogar ihre eigenen Gefühle wieder abrufen. Die Stoffe sind für sie wie ein Archiv der Erinnerungen an ein reich gelebtes Leben, das auch von Mühsal und Not geprägt war und vor allem von großem Mitgefühl für die Menschen.
In meiner Mixed Media Collage SIEBZEHN JAHR BLONDES HAAR, verwende ich ein altes Notenpapier, das mir bei der Arbeit zufällig in die Hände fiel. Ich arbeite nicht bewusst mit Erinnerungen. Es ist eher so, dass sie sich in meine Arbeit hineinmogeln, ohne das ich es bewusst lenke. Die Arbeit enthält auch noch andere Spuren, die für mich Sinn machen. Muster, Kinderzeichnungen und Buchstaben. Zu allem kann ich etwas erzählen.
Aber für dich als Betrachterin zählt: Gefällt mir/gefällt mir nicht.
Wenn es dir nicht gefällt, hilft es auch nicht, dir die ganzen Geschichten zu erzählen.
Wenn es dir gefällt, magst du viel lieber deine eigenen Geschichten dazu erfinden oder sogar die abstrakte Komposition ganz ohne Geschichte als reine Formensprache geniessen.
Denn die Kunst ist keine Abbildung einer Geschichte, sondern eine eigene Sprache.