Faule Künstler
Faule Künstler
Ich höre oft Stimmen beim Malen. Ähnlich denen, über die sich Sigmar Polke lustig gemacht hat in dem Titel eines Bildes “ Höhere Wesen befahlen mir, die obere Ecke schwarz zu malen“.
In meiner Jugend kamen diese Stimmen eher Monstern gleich wie auf einem Bild von Hieronymos Bosch. Glücklicherweise bin ich ihnen entkommen, indem ich sie so gut es ging ignoriert habe. Das sind doch gute Nachrichten, dass negative Gedanken verschwinden, wenn man sie nicht beachtet!
Beim Farbenmischen, wenn ich ganz versunken bin, höre ich die Stimmen glasklar und dennoch ignoriere ich sie oft beharrlich.
Ich weigere mich, einen Farbton neu zu mischen, auch wenn ich weiß, es wird so nichts.
Ich weigere mich, einen anderen Pinsel zu nehmen, nur weil ich keinen weiteren dreckig machen will.
Ich brauche halbtrockene Ölfarbe von der Palette auf wider besseren Wissens, dass ich nachher die Krümel von der Leinwand picken muss.
Ich habe einfach keine Lust, klarschiff auf meiner Palette zu machen.
Ich male bis zum Umfallen, lasse die Pinsel liegen über Nacht und muss sie am nächsten Tag mühsam mit Terpentin wiederbeleben.
Es ist zwar entspannend, die Kontrolle zu verlieren, aber irgendwann schwappt das ins Gegenteil und man wird achtlos. Dann ist es an der Zeit auf die innere Stimme zu hören, die sagt:
„Nimm mehr Farbe“, „Misch den Farbton nochmal!“, „Mach sauber!“, „Hol frisches Wasser!“
Letztendlich sagt sie:
Hör zu! und mach die Pinsel sauber!