Malen mit Nervenkitzel
Wie geht Malen mit Nervenkitzel?
Nervenkitzel ist gerade noch angenehm, wenn alle Sinne hellwach sind, aber kein Raum mehr ist für die alltägliche „Schallplatte“, die in unserem Kopf gewohnheitsmäßig abspult. Wir sind alle eingebettet in Gewohnheiten, Abläufe und Routinen, die uns Stabilität und Sicherheit geben. Wir sind Gewohnheitstiere. Aber wir lechzen nach Abwechslung.
Wenn wir beim Malen nicht das ganze Spektrum unserer Persönlichkeit einsetzen, fühlen wir uns nicht vollständig.
Hast du schon mal Herzklopfen beim Malen gehabt? Hast du dich schon mal überwinden müssen, in deinem Bild etwas radikal zu verändern?
Das ist doch kurios, oder? Denn es ist faktisch kein Wagnis, mit Farben etwas herumzuspielen. Im Gegensatz zum Wagnis, sich eine schwarze Piste herunterzustürzen. Das spricht für die Auswirkung, die das Malen auf unser Leben haben kann. Malerei versetzt uns in Bewegung.
Wenn ich meiner Pinselspur erlaube, sich zu entfalten, fühle ich diesen Nervenkitzel, dieses Wagnis, nicht zu wissen, was kommt. Das ist ein unglaublich schönes, lebendiges, frisches Gefühl.
Ich glaube, uns kann Loslassen kollektiv nicht schaden. Entspannung, Zulassen, in eine natürliche Bewegung kommen, ist der Anfang jeder neuen Entwicklung – auch das Spielen ist eine Art von Loslassen. Aber mir ist bewusst, dass es nicht mit dem Loslassen getan ist. Das Loslassen endet irgendwann im Verwässern, im Chaos, in der Langweile. Wir scheinen uns am wohlsten zu fühlen, wenn wir zwischen den Polen auf unsere Art hin und her pendeln dürfen. Wenn wir uns verweigern und erstarren, ist es oft das Leben, das uns anstösst. Wir nennen diese Momente dann Krisen.
In der Malerei erfahre ich diese angenehme Spannung, wenn ich realistisch arbeite und die Absicht habe, ein Motiv mit wenigen ökomomischen Flächen zu erfassen, ohne mich zu verkünsteln. In meinen Kunstworkshop am 12.Oktober 2019 in Kanderner Atelier zeige ich, wie ich gezielt malerische Wagnisse eingehe und welche Techniken und Werkzeuge mir helfen, interessante Spuren zu erzeugen. Der Workshop heißt Spontaner Realismus, weil darin diese Polarität zum Ausdruck kommt, zwischen dem Sichtbaren, dem Realen und Wiedererkennbaren auf der einen Seite und unserer Lebendigkeit, unserer gefühlten Realität auf der anderen Seite. Ähnlich wie der Wetterbericht von gefühlter Temperatur spricht, gibt es auch eine gefühlte Realität. Die ganze Kunst dreht sich um die Gestaltung deiner gefühlten Realität.
Damit es gelingt, etwas Reales auf spontane Art und Weise malerisch zu interpretieren, braucht es drei Komponenten:
- Die Fähigkeit, durch Beobachtung die komplexe Realität in einfache Formen zu zerlegen (Analyse/Synthese)
- Die passenden Werkzeuge
- Die Freude an ein bisschen Nervenkitzel
Du kannst dich hier noch anmelden, wenn du Lust hast auf etwas malerischen Nervenkitzel.